Vorbemerkung
Seid 7 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde
mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter
gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde
kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD
veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2013 steht
das Monatslied unter keinem speziellen Thema. Ich versuche jeden Monat ein Lied
(sei es ein bekanntes oder unbekanntes) entweder bekannter zu machen oder in
anderer Umsetzung zu erleben. Sofern sie Wünsche an das Monatslied haben,
melden sie sich bitte. Das Monatslied für den November ist das Lied "Ubi caritas", welches im neuen EG unter
der Nummer 587 steht.
Komponisten: Jacques Berthier / Frčre Robert / Joseph Gelineau
Jacques Berthier wurde am 27. Juni 1923 in Auxerre in Frankreich geboren und starb am
27. Juni 1994. Er war ein Organist und Komponist in Paris. Berthier studierte
Klavier, Orgel und Komposition. Von 1953 bis 1960 wirkte er als Organist an der
Kathedrale von Auxerre und seit 1961 an der St. Ignatius-Kirche in Paris. Gemeinsam
mit Frater Robert Giscard und Joseph Gelineau SJ entwickelte er seit 1974 das
Genre "Gesänge aus Taizé". Er komponierte für Taizé 284 (im aktuellen
Liederbuch von Taizé finden sich 71) kurze, mehrstimmige Lieder mit
Instrumentalbegleitstimmen, oft mit von Solisten gesungenen überstimmen. Zu den
bekanntesten zählen Laudate omnes gentes und Ubi caritas. (Hingegen stammt das
oft so bezeichnete Taizé-Halleluja nicht von ihm.) Im deutschen Sprachraum
wurden einige Lieder von Jacques Berthier in das Gesangbuch Gotteslob
aufgenommen, manche auch in das Evangelische Gesangbuch. Jacques Berthier
komponierte auch andere kirchenmusikalische Werke (wie Messen und Werke für
Orgel), aber seine "Gesänge aus Taizé" sind mit Sicherheit als die am weitesten
verbreitete zeitgenössische christliche Musik zu betrachten. Im Jahr 2006 wurde
er posthum mit dem Jubilate Deo Award ausgezeichnet. Den Preis nahm stellvertretend
Frater Jean-Marie von Taizé entgegen.
Frčre Robert, mit bürgerlichem Namen Robert Giscard, wurde 1923 in Lyon geboren und verstarb
am 12. März 1993. Er war Arzt und einer der ersten sieben Brüder der Communauté
de Taizé. Robert Giscard kam als Medizinstudent Ostern 1948 zum ersten Mal nach
Taizé und beschloss nach seiner Rückkehr nach Paris, nach Abschluss seines
Studiums der Gemeinschaft beizutreten. In den ersten Jahren des Bestehens der
Communauté de Taizé ordinierte Giscard als Arzt in Taizé, später kümmerte er
sich um die Kirchenmusik. Gemeinsam mit Jacques Berthier entwickelte er das
Genre "Gesänge aus Taizé". Sein Bruder Alain Giscard, Agrarwissenschaftler,
trat als achter der Communauté de Taizé bei. Robert Giscard war Vetter des
ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing. Robert
Giscard starb 1993 nach einem fünfjährigen Krebsleiden.
Joseph Gelineau SJ, geboren am 31. Oktober 1920 in Champ-sur-Layon, Maine-et-Loire und
gestorben am 8. August 2008 in Sallanches, Haute-Savoie. Er war ein
französischer Jesuit und als Komponist ein wichtiger Vertreter des
französischen Kirchenlieds. 1941 trat er in den Jesuitenorden ein. Er studierte
Theologie in Lyon-Fourviere, Komposition und Orgel an der "Ecole Cesar Franck"
in Paris. Er wurde in Theologie mit einer Arbeit über die Formen der Psalmodie
in den syrischen Kirchen des 4. und 5. Jahrhunderts promoviert. Joseph Gelineau
komponierte mehrere Lieder für die ökumenische Communauté de Taizé, wie Ubi
caritas Deus ibi est, En tout, la paix du coeur, Il n'est pas de plus grand
amour (II), Une soif emplit notre áme, Dieu ne peut que donner son amour,
Regnum tuum veniat, Alleluia 14, Alleluia 15, Amen und Ordinariums-Gesänge für
die Eucharistiefeier wie Kyrie-Christe eleison, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus
Dei.
"Ubi caritas"
Ubi caritas (lat. ‚Wo die Herzensgüte‘) ist eine Antiphon, ursprünglich aus der Liturgie zu
Gründonnerstag. Der Text eines unbekannten Autors lehnt sich an den 1.
Johannesbrief an und ist in einer Handschrift aus St. Gallen aus dem 8.
Jahrhundert überliefert. Die Antiphon wurde zusammen mit dem dazugehörigen
Hymnus Congregavit nos, als dessen Verfasser man Paulinus von Aquileia (gestorben
802/04) vermutet, im Mittelalter während der Fußwaschung gesungen. Heute werden
die Antiphon und einige Verse des Hymnus in der römisch-katholischen
Gründonnerstags-Liturgie zur Gabenbereitung gesungen. Die erste Zeile lautet
entweder Ubi caritas et amor (‚wo Güte und Liebe‘) oder Ubi caritas est vera
(‚wo wahre Güte ist‘). Die letztere Fassung wird dabei vom gegenwärtigen
Missale Romanum bevorzugt. Durch Vertonungen aus Taizé ist Ubi caritas auch
jenseits der liturgischen Verwendung populär geworden. Es gibt zwei Fassungen
aus Taizé, von denen diejenige von Jacques Berthier sowohl in vielen
Diözesanteilen des Gotteslobs als auch in vielen Regionalteilen des
evangelischen Gesangbuchs zu finden ist. Die andere ist von Joseph Gelineau und
heißt zur Unterscheidung Ubi caritas Deus ibi est. Einige
Gotteslob-Diözesanteile enthalten auch eine ältere Verdeutschung durch Johannes
van Acken (1937) mit einer Melodie von Heinrich Rohr (1940). Ubi caritas ist
aber auch sonst häufig vertont worden; am bekanntesten sind dabei die Motette
von Maurice Duruflé aus seinen Vier Motetten op. 10, sowie aus neuester Zeit
Fassungen von Morten Lauridsen und Ola Gjeilo. Der walisische Komponist Paul
Mealor komponierte einen Chorsatz als Auftragskomposition für die Trauung von
Prinz William und Kate Middleton.
Der Text lautet:
lateinisch | deutsch |
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Ubi caritas et amor Deus ibi est. | Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott |
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Congregavit nos in unum Christi amor | Zusammengebracht in eins hat uns die Liebe Christi |
exsultemus et in ipso iucundemur. | lasset uns jauchzen und uns in ihm freuen |
timeamus et amemus Deum vivum | lasset uns fürchten und lieben den lebendigen Gott |
et ex corde diligamus nos sincero. | und von Herzen uns einander lieb haben. |
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Simul ergo cum in unum congregamur: | Wenn wir uns also zugleich im Einen versammeln |
no nos mente diviamur caveamus. | Sollten wir uns davor hüten, dass wir im Geiste geteilt werden |
Cessent iurgia maligna, cessent lites. | Böse Streitigkeiten hören auf, (Rechts)Prozesse hören auf |
Et in medio nostri sit Christus Deus. | Und in unserer Mitte wird Christus Gott sein |
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Simul quoque cum beatis videamus | Sähen wir uns zugleich mit den Seligen |
glorianter vultum tuum, Christe Deus: | Dein Antlitz ruhmvoller, Christus Gott: |
gaudium, quod est immensum, atque probum, | Eine Freude, die unermeßlich und dazu noch recht ist |
Saecula per infinita saeculorum. | Jahrhunderte hindurch, auf ewig |
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