EG - Nummer 6 7 0 - "Hört, wen Jesus glücklich preist ..."

Vorbemerkung

Seid 7 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2013 steht das Monatslied unter keinem speziellen Thema. Ich versuche jeden Monat ein Lied (sei es ein bekanntes oder unbekanntes) entweder bekannter zu machen oder in anderer Umsetzung zu erleben. Sofern sie Wünsche an das Monatslied haben, melden sie sich bitte. Das Monatslied für Mai ist das Lied "Hört, wen Jesus glücklich preist", welches im EG unter der Nummer 670 steht.

Texter: Friedrich Walz

"Lieder zum Mitsingen”, so wird die Arbeit des Dichters neuer Lieder im evangelischen Gesangbuch charakterisiert. Und Lieder zum Mitsingen sind es geworden. Nicht nur das Advents- und Weihnachtslied "Seht, die gute Zeit ist nah”. Bekannter noch sind zwei übertragungen von Spirituals: "Kommt, wir teilen das Brot am Tisch des Herrn” oder "Komm, sag es allen weiter”.Insgesamt sechs Lieder von Friedrich Walz finden sich in unserem Gesangbuch. Geschrieben hat er sie für die Gemeinden, in denen er arbeitete. Und das waren in Nürnberg die Lorenzkirche und die Studentengemeinde in Erlangen. Danach wechselte er nach München ans Landeskirchenamt, wo er Rundfunk und Fernsehen begleiten sollte. Friedrich Walz wurde 1932 im mittelfränkischen Schillingsfürst geboren und blieb seiner fränkischen Heimat bis zu seinem Tod 1984 verbunden. Nur das Studium in Göttingen, das Pfarrvikariat in Traunstein und die kurze Zeit in München führten ihn aus dem fränkischen Raum. Und doch zeugen seine Lieder von seiner Offenheit für das Neue, das Walz auch in den Liedern seiner Studenten fand. So hat er die Idee zu seinem weihnachtlichen Kanon einem mährischen Weihnachtslied entnommen. Er selbst hat dem zweistimmigen Kanon auch gleich noch zwei Begleitstimmen hinzugefügt. So lädt er ein zum Mitsingen. Dabei passt das fröhliche Lied genauso gut in die weihnachtliche Freudenzeit wie in den Advent. Denn es wird zwar das Kommen Gottes auf die Erde beschrieben. Doch sind die Personengruppen, denen Gott Frieden bringen will, aus den Evangelien genommen. Dort wird deutlich, dass der Messias zu den Hirten, zu den Kranken, zu den Armen kommt. Dort wird deutlich, dass die Einladung in die Gemeinschaft mit Gott allen Menschen gilt. Vom Christfest her erwarten auch wir heute noch, dass Gott zu uns kommt und dass er uns einlädt in seinen Frieden. Auch uns gilt der Ruf: "Freut euch auf die Stunde” – dann nämlich, wenn Gott zu uns kommt - in unserem Leben oder einst am Ende der Zeit.

Predig von Pfarrer Johannes Taig aus der Hospitalkirche in Hof

Liebe Gemeinde, "Salz der Erde", "Licht der Welt", das kommt uns bekannt vor. Meistens als großer Anspruch an uns selbst als Christenmenschen und in der Folge oft als Stachel im Fleisch oder gar als mutlos machende überforderung. Die Evangelische Kirche in Deutschland versucht dem Anspruch "Licht der Welt" zu sein in ihrem Impulspapier "Kirche der Freiheit" endlich dadurch gerecht zu werden, dass sie Leuchttürme übers Land verstreut errichten will, wo die Kirche in Kompetenzzentren in höchster Qualität zeigen kann, was sie wirklich drauf hat. Von diesen Leuchttürmen, so wird vorgerechnet, müssten sich die Menschen angezogen fühlen, wie die Motten vom Licht und, nach wunderbaren Erfahrungen dort, bereit werden, die ehr düstere und magere Wirklichkeit ihres Gemeindelebens am Ort zu ertragen, ohne aus der Kirche auszutreten. In diesen Kompetenzzentren kann man natürlich auch wieder in die Kirche eintreten, sogar ohne Mitglied einer popligen Ortsgemeinde zu werden. Man kann dann Mitglied bei den Leuchtmenschen auf Landeskirchen- und EKD-Ebene werden. So möchte die Kirche ihr Licht leuchten lassen vor den Leuten. Themenmanagement und Agendasetting sollen sicherstellen, dass die Menschen endlich auch über alle Medien erfahren, was die Kirche Wegweisendes zu sagen hat. Wie überhaupt die mediale Präsenz zum Qualitätsmerkmal kirchlicher Arbeit werden soll. Denn wir alle wissen: Was nicht in der Zeitung stand und nicht im Fernsehen kam, hat gar nicht stattgefunden. Tue Gutes und rede darüber, das muss auch für die Kirche gelten, damit die Leute merken, wie toll die Kirche ist und wie toll es ist, in der Kirche zu sein. So wird die Kirche zum Honig der Erde, der alle anlockt, die sich ihr Leben religiös ein wenig versüßen wollen. Das Schwirren von einem Töpfchen zum anderen ist ja auch in der Kirche längst als christliche Lebensform anerkannt und salonfähig geworden. Wir Pfarrer und Mitarbeiter der Kirchengemeinde haben das selbstverständlich auch toll zu finden. Wir sind tief beknirscht, wenn keiner mehr bei uns anschwirren will und werden uns sämtlich Beine ausreißen, damit sich das ändert. Wir sind in diesem Zusammenhang selbstverständlich bereit, all das, was wir bisher für wahr, gut, schön und richtig gehalten haben, als Irrtum zu bereuen und alles anzubieten, was bei irgendwem ankommt. Jederzeit. Natürlich ist das übertrieben! Aber es muss übertrieben werden um den Unterschied wirklich deutlich zu machen, der zur Bergpredigt des Jesus von Nazareth besteht. "Salz der Erde", "Licht der Welt", das steht in unmittelbarem Zusammenhang zu den acht Seligpreisungen, in denen Jesus genau die Menschen selig preist, die bis auf den heutigen Tag in unserer Welt nicht viel gelten und deshalb auch den Medien kaum eine Meldung wert sind: Die geistlich Armen, die Menschen, die Leid und Trauer tragen, die Sanftmütigen, aber auch die, die sich ihren Durst und Hunger nach Gerechtigkeit nicht ersticken und korrumpieren lassen. Die Barmherzigen gehören dazu, die mit dem offenen Herzen, die Friedfertigen und schließlich all die, die wegen ihres Glaubens, wegen ihres Engagements für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit verfolgt und zum Schweigen gebracht werden. Die alle nennt der Bergprediger selig und stellt sie damit in das Licht der Gegenwart Gottes und in den Horizont des Himmelreichs. Ja, ihnen gehört das Reich der Himmel und nicht denen, die das Ansehen, die Aufmerksamkeit und die Macht auf dieser Welt haben. Es gibt deshalb gute Gründe, den Versen unseres heutigen Predigttextes die beiden Vorherigen hinzuzufügen, um den Zusammenhang deutlich zu machen. Dadurch wird so mancher wilden Schwelgerei über die Bilder vom Salz und vom Licht erst einmal der Hahn abgedreht. "Martin Niemöller schildert in einer seiner letzten Predigten vor seiner Verhaftung sichtlich bewegt seine eigene Einsicht, dass V. 11 der Auftakt zum Salz- und Lichtwort sein muss: "Als ich das Wort heute las, wurde mir dieses Wort wirklich neu, und ich musste zurücklesen und hatte das Gefühl der inneren Erleichterung, als ich da das Wort fand ...: ,Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen‘ … Und dann geht es weiter: ,Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt‘; als ob zwischen der Verfolgung der Gemeinde Jesu Christi und dem ,Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt‘ kein Bruch sei, sondern als ob das unmittelbar zusammengehöre." Genauso ist es! Licht der Welt sind nicht die Leuchttürme bauenden Kirchenreformer, sondern die, die Jesus selig preist und die in kein Marketingkonzept passen. Hierzu gehören z.B. die, die Leid und Trauer tragen. Von wegen, lieber Friedrich Nietzsche: Christen müssen nicht immer noch fröhlicher sein, um überzeugend zu wirken. Erinnern uns nicht gerade die Trauernden unter uns, dass unser Leben im Horizont von Tod und Auferstehung steht, unser Leben ein Heimweg ist und deshalb im Horizont des Gottesreiches zu sehen ist? Wie lächerlich wirken denn die, die diese Welt und diese Kirche für ihre Heimat, ihren Besitz und ihren Herrschaftsbereich halten und vergessen, dass sie nur Herberge auf unserer Wanderschaft nach Hause ist? Selig sind, die Leid und Trauer tragen, denn sie sollen getröstet werden. Ja, auch ihr Trauernden seid das Licht der Welt und der Christus ist eures! Freilich, wer trauert, kann verstummen, sich zurückziehen. Manches Schicksal schlägt so hart zu, dass wir meinen, es hätte die Absicht uns zum Verschwinden und zum Verstummen zu bringen. Und es gibt von Menschen geschaffene Gewaltstrukturen, die genau darauf abzielen. Wer Opfer von körperlicher und seelischer Gewalt wird, muss so empfinden und kann erzählen, wie man fast vor die Hunde gehen kann, wenn man Opfer von Schmähungen, Lügen und allerlei übler Nachrede wird. über solchen Vorgängen liegt immer ein bedrückendes Zwielicht. "Und die Verfolger unternehmen alles, um dieses Zwielicht zu verstärken und ihre Opfer in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen. Persönliche Schwächen werden hervorgehoben, Sachzwänge benannt, rechtsstaatliche Verfahrensregeln hervorgekehrt." Da könnten wir jetzt im Rückblick auf die vergangenen Jahre ein wenig aus dem Nähkästchen des Dekanats und seiner Diakonie plaudern. Gerade deshalb halten wir fest und sehen hin, wie der Bergprediger all denen, deren Leben und deren Würde durch Schicksal und Schuld angefochten und erschüttert wird, ihre Würde zurückgibt und sie in die Gegenwart Gottes stellt. Er preist sie selig. Denn Gott ist das Licht, das gerade durch die in der Welt aufscheinen will, die scheinbar in Dunkelheit sind. Er ermuntert sie sogar, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen oder sich die berühmte Marktkauftüte über den Kopf zu ziehen, sondern von ihren Erfahrungen zu reden. Dann sind sie vielleicht Sand im Getriebe, aber gerade so Licht und Salz der Welt. Täuschen wir uns nicht und seien wir nicht enttäuscht, wenn wir im Lauf dieser Predigt entdecken mussten, dass wir gar nicht zu denen gehören, die Jesus selig preist. Auch das hat seinen Nutzen. Vielleicht, nein bestimmt, hören wir dann auf, unsere Köpfe immer zuerst denen zuzuwenden, die auf dieser Welt angeblich den Erfolg und das Sagen haben. Hören wir auf, auf den weltlichen und kirchlichen Rummelplätzen herumzuschwirren. Nehmen wir die in den Blick, die Jesus selig preist. Und vielleicht, nein bestimmt, kommen wir dann neben einem solchen zu stehen, als Anwalt im Unrecht, als Tröster im Leid, als Freund in der Nacht. Dafür wird man euch kaum in der Zeitung preisen. Aber jemand wird den himmlischen Vater preisen - für euch.