WL - Nummer 6 7 - "Herr, unser Herr ..."

Vorbemerkung

Seid 7 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2013 steht das Monatslied unter keinem speziellen Thema. Ich versuche jeden Monat ein Lied (sei es ein bekanntes oder unbekanntes) entweder bekannter zu machen oder in anderer Umsetzung zu erleben. Sofern sie Wünsche an das Monatslied haben, melden sie sich bitte. Das Monatslied für die "Sommerferien" Juli und August ist das Lied "Herr, unser Herr, wie bist du zugegen", welches im neuen WortLaute-Heft unter der Nummer 67 steht.

Original-Texter: Huub Osterhuis

Hubertus Gerardus Josephus Henricus Oosterhuis, genannt Huub (ausgesprochen: Hüp), geboren am 1. November 1933 in Amsterdam, ist ein niederländischer Theologe und Dichter. Oosterhuis war Jesuit und katholischer Priester. Nach seiner Priesterweihe 1965 wurde er Studentenpfarrer der Amsterdamer Studentenekklesia, einer damals römisch-katholischen Studentengemeinde, die seit 1970 nach Konflikten um den Zölibat und das Priesteramt eine unabhängige Personalgemeinde darstellt. Sein umfangreiches dichterisches Werk und seine Beiträge zur Erneuerung von Liturgie und Gemeindegesang fanden seit 1967 auch in deutschen übersetzungen weite Verbreitung. Wegen der Abkehr der Studentenekklesia von der römisch-katholischen Kirche ist die Verwendung seiner Lieder in der katholischen Kirche der Niederlande nicht unumstritten. 2010 wurde in den römisch-katholischen Bistümern Utrecht und ’s-Hertogenbosch die Verwendung einer größeren Zahl seiner Lieder als ungeeignet für den liturgischen Gebrauch befunden. Oosterhuis spielte in den 1970er-Jahren eine wichtige Rolle in der Entfaltung der "freien Liturgie"-Praxis, die mitunter Bibellesungen durch in liturgischen Arbeitsgruppen erarbeitete Deutungsgeschichten ersetzte, und wo die Eucharistiefeier nicht mehr als Sakrament verstanden wurde. In der Formulierung von Gebetstexten wurden ganz neue Zugänge gewagt, so z. B. in Oosterhuis′ eucharistischem Gebet für Agnostiker: "Herr, wenn Du existierst, so komme dann in unsere Mitte" (niederl.: "Heer, als U bestaat, kom dan onder ons"). Bei der Beisetzung des niederländischen Prinzen Claus, Ehemann der damaligen niederländischen Königin Beatrix, eines langjährigen persönlichen Freundes, hielt er die Trauerrede. Am 29. Mai 2005 predigte er im Abschlussgottesdienst des 30. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover. Bei den niederländischen Parlamentswahlen im Jahr 2006 kandidierte Oosterhuis auf dem letzten Listenplatz der Sozialistischen Partei. Oosterhuis heiratete 1970 und ist Vater des Komponisten und Musikproduzenten Tjeerd Oosterhuis und der Sängerin Trijntje Oosterhuis. Seine Internetseite ist http://www.huuboosterhuis.nl/portal/

Huub Osterhuis und das "Neue katholsiche Gesangbuch": Seine Lieder verschwinden aus dem Gotteslob, weil er ein suspendierter Priester ist

Huub OosterhuisWer kennt sie nicht - die Lieder von Huub Oosterhuis aus dem Gotteslob, die seit Jahrzehnten zum lieb gewonnenen Liedgut deutsch- und anderssprachiger Gemeinden geworden sind! Doch jetzt braut sich etwas zusammen, was zwar in die aktuelle Entwicklung der Kirche und dem geistigen Mainstream ihrer Episkopaten passt - aber sicherlich in sehr vielen Gemeinden auf Widerstand stoßen wird: Im neuen Gotteslob wird es keine Lieder mehr geben, deren Text von dem niederländischen Theologen Huub Oosterhuis verfasst wurden. Eine konservative Minderheit im deutschen Episkopat (im wesentlichen die Bischöfe Hofmann/Würzburg und Meisner/Köln) tut es einigen niederländischen Bischöfen gleich und forciert den Rausschmiss der Oosterhuis-Lieder aus dem überarbeiteten katholischen Gesangbuch. Demnach werden uns also in Zukunft Lieder wie "Wer leben will wie Gott auf dieser Erde" (GL 183), "Herr, unser Herr, wie bist du zugegen" (GL 298), "Solang es Menschen gibt auf Erden" (GL 300), "Nahe wollt der Herr uns sein" (GL 617), "Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr" (GL 621), "Sei hier zugegen" (GL 764) im Gottesdienst fehlen - zumindest offiziell. Denn da sie in vielen Gemeinden einen hohen Beliebtheitsgrad erreicht haben, dürfte es schwer werden, dieses Verbot durchzusetzen. Gemeinden haben immer die Möglichkeit, durch selbst erstellte Anhänge zum Gotteslob ihr "Gemeingut" zu bewahren - und zu dem gehören neben etlichen Liedern aus der Kategorie NGL (Neues geistliches Lied) eben auch die Lieder von Huub Oosterhuis. Das neue Gotteslob soll voraussichtlich zu Weihnachten 2013 eingeführt werden.

Deutscher Texter: Peter Pawlowsky

Peter Pawlowsky studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. 1962 machte er die Buchhändlerprüfung. Von 1969 bis 1987 war er innenpolitischer  Journalist bei der Wochenzeitung "präsent". Im März 1970 hatte Dr. Peter Pawlowsky bei einer Evangelischen Generalsynode seinen ersten Fernsehauftritt. Von 1972 bis 1975 führte er unter dem Titel "Fragen des Christen" 148 TV-Bibelgespräche. Von 1972 bis 1976 moderierte er die "Orientierung", später "Nachtstudio", "Kontroverse" und "Club 2". 1977 verantwortlicher Redakteur des ORF-Studienprogramms "Wem glauben?". Von 1990 bis 1997 war er Hauptabteilungsleiter der Religions-Abteilung des ORF. Von 1995 bis 2000 präsentierte er "kreuz&quer". 1998 wurde ihm der Axel-Corti-Preis verliehen. Von 2000 bis 2004 war er Sprecher des "Forums Kunst-Wissenschaft-Medien" der Katholischen Aktion. Er ist Mitglied im Programmbeirat des Kultursenders ARTE. Von 1971 bis 1974 war er Vorsitzender der Arge katholischer Journalisten, von 1974 bis 1977 Vorsitzender der Katholischen Zentrums für Massenkommunikation Wien und von 1998 bis 2001 Kuratoriumsvorsitzender des Literarischen Forums der Katholischen Aktion. Pawlowsky war zwischen 1999-2000 Mitglied der Bischöflichen Medienkommission und 1999-2004 Mitglied des Programm-Arbeitskreises der Kulturhauptstadt Graz 2003. 2006 initiierte er mit dem früheren ORF-Auslandskorrespondenten Paul Schulmeister und dem Journalisten Heinz Nußbaumer die Plattform Christen und Muslime. Seit 2009 ist er stellvertretender Obmann der kirchlichen Reformbewegung "Laieninitiative". Er tätigte seit 1965 übersetzungen von 20 Büchern aus dem Niederländischen, darunter Werke von Huub Oosterhuis, und aus dem Italienischen. Pawlowsky war jahrelang Kolumnist der Zeitschrift Die Furche. Peter Pawlowsky ist mit Susanne Heine, evangelische Pfarrerin und Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der Universität Wien, verheiratet und Vater zweier Töchter und eines Sohnes.