EG - Nummer 3 3 6 - "Danket, danket dem Herrn ..."

Vorbemerkung

Seid 6 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2012 steht das Monatslied auf dem Hintergrund des EKD-Jahresthemas "Jahr der Kirchenmusik" unter dem Thema "Altes Liedgut – neu gesungen". Hier versuche ich jeden Monat ein Lied (sei es ein bekanntes oder unbekanntes) entweder bekannt zu machen oder in anderer Umsetzung zu erleben. Das Monatslied für Oktober ist mal wieder ein Kanon. Es handelt sich um das Lied "Danket, danket dem Herrn", welches im EG unter der Nummer 336 steht.

Bibelstelle: Psalm 136

Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Gott aller Götter, denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Herrn aller Herren, denn seine Güte währet ewiglich. Der allein große Wunder tut, denn seine Güte währet ewiglich. Der die Himmel mit Weisheit gemacht hat, denn seine Güte währet ewiglich. Der die Erde über den Wassern ausgebreitet hat, denn seine Güte währet ewiglich. Der große Lichter gemacht hat, denn seine Güte währet ewiglich: die Sonne, den Tag zu regieren, denn seine Güte währet ewiglich; den Mond und die Sterne, die Nacht zu regieren, denn seine Güte währet ewiglich. Der die Erstgeborenen schlug in Ägypten, denn seine Güte währet ewiglich; und führte Israel von dort heraus, denn seine Güte währet ewiglich; mit starker Hand und ausgerecktem Arm, denn seine Güte währet ewiglich. Der das Schilfmeer teilte in zwei Teile, denn seine Güte währet ewiglich; und ließ Israel mitten hindurchgehen, denn seine Güte währet ewiglich; der den Pharao und sein Heer ins Schilfmeer stieß, denn seine Güte währet ewiglich. Der sein Volk führte durch die Wüste, denn seine Güte währet ewiglich. Der große Könige schlug, denn seine Güte währet ewiglich; und brachte mächtige Könige um, denn seine Güte währet ewiglich; Sihon, den König der Amoriter, denn seine Güte währet ewiglich; und Og, den König von Baschan, denn seine Güte währet ewiglich; und gab ihr Land zum Erbe, denn seine Güte währet ewiglich; zum Erbe seinem Knecht Israel, denn seine Güte währet ewiglich. Der an uns dachte, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich; und uns erlöste von unsern Feinden, denn seine Güte währet ewiglich. Der Speise gibt allem Fleisch, denn seine Güte währet ewiglich. Danket dem Gott des Himmels, denn seine Güte währet ewiglich.

Großes Hallel

Mit dem sogenannten Großen Hallel bezeichnet die jüdische Tradition den Psalm 136, der in der Pessach-Liturgie am Sederabend nach dem letzten Segensbecher (nach Psalm 118) gesungen wird. Psalm 136 ist Bestandteil des (jüdischen) Tanach bzw. des (christlichen) Alten Testaments und ist dort beheimatet im Psalmenbuchs. Da die Psalmen 135 und 136 eine kompositionelle Einheit bilden, gehen manche Autoren davon aus, dass Psalm 136 zusammen mit Psalm 135 das Große Hallel bilden. Die Bezeichnung 'Großes Hallel' hat nichts mit dessen Umfang zu tun. Das Kleine Hallel (Ps 145 bis 150) und auch das Ägyptische Hallel (Ps 113-118) sind wesentlich umfangreicher. Der Inhalt des Hallel macht es zu einem Großen Hallel, in dem es Jahwe als den im Himmel thronenden Weltkönig preist, der allen Geschöpfen, Mensch und Tier, Israel und auch allen Völkern, Nahrung (= Leben) gibt.

Ägyptisches Hallel

Das Ägyptische Hallel bzw. Pessach-Hallel, auch vielfach nur Hallel genannt, ist ein für das Judentum wichtiges Gebet bzw. Loblied, das aus den sechs Psalmen 113 EU–118 EU des jüdischen Tanach besteht. Das Hallel wird an den großen jüdischen Feiertagen Sukkot, Schawuot und Pessach in den Familien gesungen, beispielsweise am Sederabend. Es wird "ägyptisch" genannt, weil es an das erste Pessachfest der Israeliten in Ägypten erinnert, als Gott das Volk Israel aus der Sklaverei der Ägypter befreite (vgl. 2 Mos 12 EU). Das Ägyptische Hallel besteht aus Hymnen und Dankliedern und wird gerahmt von den akrostichischen Weisheitspsalmen Ps 111 EU, Ps 112 EU und Ps 119 EU. Es wird vermutet, dass das "Loblied", das Jesus und seine Jünger (in Mt 26,30 EU und Mk 14,26 EU) gesungen haben, sich auf dieses Hallel bezieht. Das Ägyptische Hallel ist nicht zu verwechseln mit dem Großen Hallel (Ps 136 EU) oder dem Kleinen Hallel (Schluss-Hallel) des Psalmenbuches (Ps 146 EU–150 EU).
Komposition: Die Psalmenkomposition 113–118 ist eingebettet im fünften Teil des Psalmenbuches in die Psalmenfolge Ps 107–136, in der das Programm und die Verwirklichung der nachexilischen Wiederherstellung Israels gezeichnet wird. Gerahmt wird 113–118 durch die beiden Zwillinge Ps 111/112 sowie den Ps 119. Zwei Dreiergruppen (Ps 113–115 und Ps 116–118) bilden je einen Kompositionsbogen. Die hymnischen Ps 113–115 sind theozentrisch-monotheistisch akzentuiert. Ps 116–118 (Dank-Lobpreis-Dank) betonen universalistisch die göttliche Rettung der Armen und Unterdrückten sowie die Konstituierung einer Gemeinschaft der Gerechtigkeit, durch die die Göttlichkeit JHWHs offenbar wird. In ihrer Programmatik erinnern die Ps 113–118 an die Psalmengruppe 93–100, mit der zahlreiche Gemeinsamkeiten bestehen. Theologisch ist Ps 113-118 von 2 Mos 15 EU und von Jes 12, Jes 24-27 sowie Jes 40-55 beeinflusst.
Datierung: Bei der Komposition des Hallel wird wegen der literarischen Bezüge (Jes 12 und 40-55) von einer nachexilischen Datierung (um 400 v. Chr.) ausgegangen. Die Psalmen 114 und 117 sind eigens für die Komposition des Hallel geschaffen worden.
Sitz im Leben: Wegen der liturgischen Prägung der Komposition geht man bei Ps 113-118 von einer von Tempelsängern erstellten Kantate aus, die bei den großen Wallfahrtfesten (Laubhüttenfest, Chanukka, Pessach) im Chor gesungen wurde. Heute wird das Ägyptische Hallel bei der familiären Pessach-Feier gesungen, weshalb man auch von dem Pessach-Hallel spricht.