EG - Nummer 3 5 1 - "Ist Gott für mich so trete..."

Vorbemerkung

Seid 6 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2012 steht das Monatslied auf dem Hintergrund des EKD-Jahresthemas "Jahr der Kirchenmusik" unter dem Thema "Altes Liedgut – neu gesungen". Hier versuche ich jeden Monat ein Lied (sei es ein bekanntes oder unbekanntes) entweder bekannt zu machen oder in anderer Umsetzung zu erleben.
Das Monatslied für März ist das Lied "Ist gott für mich, so trete", welches im EG unter der Nummer 351 steht.

Leitlieder des "Jahr der Kirchenmusik"

Zu jedem Sonn- und Feiertag und zu den Kirchenjahreszeiten wurden für 2012 Leitlieder ausgewählt. Diese Lieder der musikalischen Staffette "366+1, Kirche klingt 2012" verbinden die Gemeinden durch die Wochen des Musikjahres. Auch in Orten, in denen keine "366+1"-Veranstaltungen stattfinden, sollen die Lieder schlicht gesungen oder einmal anders musiziert werden. Dafür finden sich jeweils einige Wochen vorher vielfältige und spontan umsetzbare Anregungen in der "Materialen"-Rubrik. Neue und alte Notensätze sind außerdem in dem Liederbuch für Chöre "Frau Musica spricht... Chorbuch Reformation" erschienen.
Etliche Gesangbuch-Lieder können mit Melodien anderer Lieder kombiniert werden. So lässt sich "Ist Gott für mich so trete" auch auf die Melodien der folgenden

Befiehl du deine Wege (EG: 361) Du meine Seele, singe (EG: 302)
Er weckt mich alle Morgen (EG: 452) Gott wohnt in einem Lichte (EG: 379)
Herzlich tut mich erfreuen (EG: 148) Lob Gott getrost mit Singen (EG: 243)
O Haupt voll Blut und Wunden (EG: 85) Valet will ich dir geben (EG: 523)
Vertraut den neuen Wegen (EG: 395) Wie soll ich Dich empfangen (EG: 11)

Auszug aus einer Predigt von Dr. Erika Godel, Berlin

Was Paul Gerhardt uns in diesem Lied predigt, ist in gewisser
Weise eine Auslegung eines Textes aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom:

"Denn ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur wird frei werden vom Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unsers Leibes Erlösung. Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht? So wir aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld. Desgleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt. Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf daß derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht, welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht. Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert? wie geschrieben steht: "Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe." Aber in dem allem überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm HERRN." (Römerbriefes, Kapitel 8, Vers 18 – 39)

Wenn einer oder eine ganz am Ende ist, bei Beerdigungen, wird die Glaubensgewissheit des Paulus gerne beim letzten Abschied am Grab beschworen: "Nichts, aber auch gar nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen. Nie und nimmer!" Die Toten muss das eigentlich nicht mehr interessieren, aber uns, die wir leben. Wir sind es doch, denen Zeiten bevorstehen und die von Umständen betroffen werden können, die uns Angst und Sorgen machen und Leiden schaffen, gegen die sich keiner versichern kann. Und was dann? Wer glaubt, dass irgendein "Schicksal" ihm oder ihr Leiden beschert, kann es nur hinnehmen, erleben und erleiden bis zum bitteren Ende. Wer aber mit Paul Gerhardt glaubt: "An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert", der gewinnt Spielraum, Gestaltungsmöglichkeiten auch im Unglück. Was uns auch zustößt, immer gilt: "Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest" ( Psalm 91). Das Psalmwort lehrt uns: Die Passion Gottes, seine Leidenschaft für unser Wohlergehen, steht immer am Anfang seiner Beziehung zu uns Menschen. Leiden ist nur die eine Seite der Passion, Leidenschaft ist die andere, und beide gehören zusammen. Die Passionszeit ist eine gute Gelegenheit, mich darauf zu besinnen, was mir weh tut, worunter ich leide und was ich dagegen tun will, und das passioniert, das heißt: mit Leidenschaft. Sagen Sie selbst: Dass man sich mit oder aus Leidenschaft ein "Rundum sorglos Paket" bei einer Versicherung erwirbt, ist schwer vorstellbar und klingt eher lächerlich. Versuchen Sie es doch lieber mit Gottvertrauen. Ich wünsche Ihnen Mut um bei nächster Gelegenheit auf die Frage "Wie geht es Ihnen?" wenigstens sich selber mit Paul Gerhardt zu antworten: "Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein…Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist!"