Vorbemerkung
Seid 6 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde
mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter
gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde
kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD
veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2012 steht
das Monatslied auf dem Hintergrund des EKD-Jahresthemas "Jahr der Kirchenmusik"
unter dem Thema "Altes Liedgut – neu gesungen". Hier versuche ich jeden Monat
ein Lied (sei es ein bekanntes oder unbekanntes) entweder bekannt zu machen
oder in anderer Umsetzung zu erleben. Das Monatslied für Mai ist das Lied "Lobet
den Herren", welches im EG unter der Nummer 448 als Kanon steht.
Komponist des Kanon: Herbert Beuerle
Herbert Beuerle, geboren am 28. April 1911 in Düsseldorf; gestorben am 13. Februar 1994
in Gelnhausen, war ein deutscher Kirchenmusikkomponist und Kirchenlieddichter. Er
studierte Kirchenmusik in Berlin bei Gerhard Schwarz, Gottfried Grote, Hugo
Distler und Ernst Pepping und wirkte danach dort als Kantor. Nach sowjetischer
Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 1949 war er Kantor in Dassel, von 1952 bis
zum Ruhestand Kantor und Musiklektor im Burckhardthaus Gelnhausen, daneben ab
1949 Singwart im Christlichen Sängerbund. Er schuf viele Lieder und Kanons der
Gattung Neues Geistliches Lied und war Mitglied der Oekumenischen Textautoren- und
Komponisten Gruppe der Werkgemeinschaft Musik e.V. und der AG Musik in der Ev.
Jugend e.V., heute Textautoren- und Komponistengruppe TAKT. Beuerles Melodien
finden sich unter anderem im Evangelischen Gesangbuch und im katholischen
Gotteslob, aber auch in freikirchlichen gottesdienstlichen Büchern, so im
Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche aus dem Jahre 2002.
Gedanken von Ernst-Heinrich Prinz
Aus dem Jahr 1653. Ein Lied aus der Zeit, als er in Mittenwalde Propst ist, eigenes
Einkommen hat und demnächst (1655) heiraten wird. Die Melodie von Johann Crüger
ist flotter als in Lied 446, man kann sie zügiger singen, ohne daß etwas von
ihrem Gehalt verloren geht. Ein großer Sprung am Anfang läßt die Sänger
fröhlich in den Tag hineinhüpfen. Es ist ein Gemeindelied [für die
Hausgemeinde]. Hier singt nicht der einsame Student gegen seine nächtliche
Versuchung durch den Satan. Hier ist nichts Schwermütiges. Alles ist darauf
gestimmt: Laßt uns mit FREUDEN seinen Namen singen und Preis und Dank zu seinem
Altar bringen. Grundstimmung ist ganz anders als in 446.
Strophen haben alle den Refrain:
- Lobet den Herren!
Gliederung:
- 1 – Allgemeiner Aufruf zum Gotteslob unabhängig von der Tageszeit
- 2-5 – wovor und wie Gott in der Nacht bewahrt hat
- 6 – Wechsel zum Gebet. Bitte um weitere Behütung
- 7-9 - Was der Herr an uns heute tun möge
- 10 – Endzeitlicher Ausblick auf den Himmel
Aus dem Gemeindebrief der Reglergemeinde in Erfurt
Lobet den Herren, alle , die ihn ehren: Das in wunderbarer
Weise von Paul Gerhardt 1653 getextete und wenig später von Johann Crüger vertonte Lied
ist Grundlage für diese gedankliche Betrachtung. Es ruft ein sehr schönes Wort des heiligen
Augustinus ins Gedächtnis "Qui cantat, bis orat" Wer singt, betet
doppelt. Etwas Schöneres kann man Über den
theologischen Wert der Kirchenmusik kaum sagen. Der
Satz beschreibt nicht nur die rationale, sondern auch sinnliche Hinwendung des
Inneren zu Gott. Die zehn Strophen von Paul Gerhardts Morgengesang kann man in
zwei Teilen sehen. Die erste Strophe beginnt mit einem Aufruf und es folgt in den
weiteren vier Versen einerseits der Dank um das Leben welches uns gegeben ist ohne unser Zutun wurden
wir gezeugt (2. Strophe), die Sinne ein Geschenk wenn wir
gesund sind (3.), die Bewahrung vor Naturgewalten
und Zerstörung sehr direkte
Bitte aus der damaligen Zeit heraus (4.), den Schutz von Leib und Gut (5.) Paul Gerhardt
wusste, was Krieg und Elend bedeuten, der 30-Jährige Krieg war erst fünf Jahre zuvor beendet worden
und die verheerenden Wirkungen noch Überall präsent. Aber seine
tiefe Gläubigkeit und der DANK über
das eigene Überleben finden in diesen ersten fünf Versen ihren Ausdruck. Es ist das
BEWAHRT WERDEN durch GOTT. Dieses ist eng verbunden mit dem theologischen
Denken dieser Zeit der
Vorhersehungslehre oder Vorbestimmungslehre, die sogenannte PRÄDESTINATION:
Gott kennt den Weg und das Ziel jedes einzelnen Menschen all das, was uns widerfährt, ist von Gott geplant das Verhältnis des allmächtigen
Gottes zum Menschen, das Verhältnis Gottes und des freien Willen des
Menschen. Diese Lehre geht bis auf Augustinus zurück und hat große Bedeutung in der Theologie
von Calvin. Diese Gedanken finden sich auch wieder in der Konkordie reformatorischer Kirchen
in Europa (LEUENBERGER
KONKORDIE): GOTT ist Schöpfer und Bewahrer
(der Schöpfung), GOTT will (ist)
das Heil des Menschen. Diese Zuversicht erfährt Gerhardt und vermittelt diese in indirekter sprachlicher
Form. Ab der 6. Strophe formuliert er direkte Gebetsanliegen, zum Beispiel Geleit auf unsern Wegen
(7. Strophe), unser Wille um sein Wort zu erfüllen (8.) und Richt unsre Herzen ... vor
deiner Zukunft (9.) Die 10. Strophe weist wie bei fast allen Paul-Gerhardt-Liedern
letztlich in die Ewigkeit. Jede Strophe endet mit ;LOBET DEN HERREN, das ist einmalig
im Gesangbuch
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