Vorbemerkung
Seid 5 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde
mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter
gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde
kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD
veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2011 steht
das Monatslied unter dem EKD-Jahresthema "Jahr der Taufe". Hier versuche ich
jeden Monat ein Lied zum Thema Taufe (sei es ein bekanntes oder unbekanntes) zu
wählen.
Das Monatslied für Februar ist das Lied "Du hast mich, Herr,zu dir gerufen", welches im EG unter der Nummer 210 steht.
Texter und Komponist: Otmar Schulz
Otmar Schulz, gebiren am 27. Mai 1938 in Brandenburg an der
Havel, ist ein evangelischer Theologe und Publizist sowie Komponist, Dichter
und Übersetzer von Kirchenliedern. Der gebürtige Brandenburger zog 1947 mit
seiner der evangelischen Freikirche der Baptisten zugehörigen Familie ins
Ruhrgebiet. Als 14-Jähriger wurde er getauft und in die Baptistengemeinde
aufgenommen. Otmar Schulz studierte an den Universitäten Münster, Hamburg und
Zürich Theologie und Psychologie. Von 1965 bis 1970 wirkte Schulz als
theologischer Referent in der "Ökumenischen Centrale der
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland". Gleichzeitig war
er Chorleiter und Organist einer Baptistengemeinde in Frankfurt am Main. Von
1970 bis 1979 war Schulz Studienleiter an der Evangelischen Akademie
Arnoldshain im Taunus. Obwohl Freikirchler wurde er 1972 von der Evangelischen
Kirche in Hessen und Nassau in den Rundfunkausschuss berufen, der die
kirchlichen Rundfunksendungen kritisch und kreativ begleitete. Einige Jahre war
er dessen Vorsitzender. 1979 wurde Schulz durch die Evangelische Kirche von
Kurhessen-Waldeck zum Direktor des Evangelischen Informationszentrums und zum
Hörfunk- und Fernsehbeauftragten in Kassel berufen. Er übte dieses Amt, später
auch als Vorstandsmitglied des bundesweiten Evangelischen Pressedienstes, bis
1995 aus. 1982 erfolgte sein Übertritt in die evangelische Landeskirche. Im
Jahre 1995 erhielt Otmar Schulz die Berufung zum Beauftragten für
publizistische Aus- und Fortbildung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche
Hannovers in der Nachfolge von Siegfried von Kortzfleisch, dessen Tätigkeit er
auch nach Eintritt in den Ruhestand 1998 wahrnahm. Im Jahre 2002 promovierte
Schulz mit einer Arbeit über Robert Geisendörfer und die Entwicklung der
evangelischen Publizistik seit dem Zweiten Weltkrieg an der Universität
Erlangen zum Doktor der Theologie. Otmar Schulz ist verheiratet und lebt heute
in Nienhagen bei Celle. Er leitet ehrenamtlich den Gemischten Chor Bröckel von
1882 e.V.
Bereits im Vorschulalter sang Otmar Schulz im Chor seiner
Baptistengemeinde mit. Als 15-/16-Jähriger fertigte er erste Kompositionen an,
die von Paul Ernst Ruppel und Herbert Beuerle begutachtet und begleitet wurden.
Als 18-Jähriger legte er 1956 die Chorleiterprüfung ab. Publizistisch wurde er
aktiv, nachdem er ab 1966 als freier Mitarbeiter zahlreiche Beiträge zu ökumenischen
Themen lieferte. Publizistik wurde seine Lebensaufgabe. Sein publizistisches
Schaffen wurde begleitet von kreativer kirchenmusikalischer Aktivität. Im Jahre
1967 entstand die erste Fassung des Liedes "Herr, du hast darum
gebetet", 1971 die Neufassung des Textautors (EG 267). Im Jahre 1972
folgte zusammen mit Sabine Leonhardt die Übersetzung des englischen
Kirchenliedes "Christus, das Licht der Welt" (EG 410) nach einer
Vorlage von Frederick Pratt Green. In seiner Frankfurter Zeit, in der er auch
als Textautor, Sprecher und Musiker zahlreiche Rundfunksendungen gestaltete,
entstanden die Lieder "Du hast mich, Herr,
zu dir gerufen" (EG 210) im Jahre 1974 anlässlich der Taufe
einer seiner Töchter und "O komm, o komm, du Morgenstern" (EG 19) im
Jahre 1975 nach einer englischen Vorlage von John Mason Neale. Für Chorhefte
zum Evangelischen Gesangbuch, die der Verband Evangelischer Kirchenchöre
Deutschlands herausgibt, schrieb Schulz Sätze zu eigenen Melodien, und 1994
erschienen eigene Kompositionen unter dem Titel "Psalmen und liturgische
Gesänge".
EG 210, 1: Du hast mich, Herr, zu dir gerufen, / und
in der Taufe bekenn ich dich.
Ich will dir folgen, will bei dir bleiben / und will
dir treu sein; gib du mir Kraft.
… Das Lied ist ein Gebet: Es redet ein Ich, und die Worte
sind an ein Du gerichtet, mit dem Gott oder Jesus als Herr angesprochen ist. Im
Lied kommt zum Ausdruck, dass meine Taufe ein "Nachspiel" hat, dass da eine
"Nachgeschichte" erzählt werden will. ….
… Am Anfang des Weges mit Jesus werden wir von ihm gerufen.
Die Initiative geht von Jesus aus. "Komm, folge mir!" sagt er wiederholt zu
Leuten, die er unterwegs trifft. Etliche, so zum Beispiel der Zolleinnehmer
Levi, lassen alles zurück, stehen auf und folgen Jesus. Wenn wir ein Kind
taufen, ist das auch ein Zeichen für diesen Anfang, den Jesus mit uns macht. Bevor wir wissen, dass er da ist,
bevor wir ihn überhaupt kennen und lieben können, hat er uns in sein Herz
geschlossen. Er kommt uns mit seiner Liebe zuvor. Er ruft uns in die
Gemeinschaft mit ihm und hofft, dass wir ihm antworten und seine Einladung
annehmen. Wenn wir in der ersten Liedstrophe singen: "In der Taufe bekenn ich
dich", dann ist unsere positive Antwort gemeint, unser Ja. Das kennen wir alle,
schon von klein auf. Am nächsten Samstag feiert unsere Maria Geburtstag. Sie
wird ein paar andere Kinder einladen dürfen und ihnen sagen oder schreiben:
"Kommst du am nächsten Samstag an mein Geburtstagsfest?" Ich nehme an, alle
werden antworten: "Ich komme auch! Ich möchte auch dabei sein." Als Symbol für
diese Liedstrophe habe ich mein Handy mitgebracht. Es steht da für das
Gerufen-Werden und auch für das Antworten – zum Beispiel per SMS. "Kommst du?"
"Ja, ich bin dabei." …
EG 210, 5: Herr, sende mich wie deine Jünger, / und
gehe du mir selbst voran.
Ich will dir folgen, will bei dir bleiben / und will
dir treu sein; gib du mir Kraft.
… "Sende mich wie deine Jünger!" Als Christen sind wir auch
heute Botschafter für Gott. Wenn wir klein werden bei diesem grossen Auftrag,
dürfen wir wissen, dass Jesus bei uns ist: "Ich bin immer bei euch, jeden Tag,
bis zum Ende der Welt." Als Symbol für diese Liedstrophe habe ich einen
Wegweiser mitgebracht. Er steht für das, was wir als getaufte Menschen von
Jesus erbitten dürfen: Zeige uns den Weg, den wir gehen sollen! Und sei du
unser Begleiter über Stock und Stein, durch Dick und Dünn. …
… Und der Refrain? In den Strophen dominieren die Bitten;
aber im Refrain steht ganz prominent: "Ich will" – dreimal! Die Worte erinnern
mich an ein Hochzeitsfest, wo zwei Menschen einander sinngemäss versprechen:
"Ich will dir folgen, will bei dir bleiben und will dir treu sein." Wenn nach
der Taufe mit all ihren Bitten um Gottes Segen und Beistand nicht unser "Ich
will" kommt, dann fehlt etwas ganz Entscheidendes; dann bleiben wir in der Unverbindlichkeit
stehen; dann ist unser Getauft-Sein fragwürdig. Als Symbol für den Refrain
nehme ich meinen Ehering in die Hand. Er steht für die Treue; diesmal auch für
die Treue zu Gott. "Du hast mich gerufen, das lässt mich nicht kalt. Ich will
bei dir bleiben und dir treu sein."
("Auszug aus der Liedpredigt am Sonntag, dem 7. Oktober 2007 von Pfr. Hannes Müri, Reformierte Kirchgemeinde Hasle bei Burgdorf)
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