EG - Nummer 1 6 5 - "Gott ist gegenwärtig..."

Vorbemerkung

Seid 4 Jahren gibt es nun das "Monatlied" in unserer Gemeinde mit dem jeden Monat ein Lied unseres Gesangbuches in der Gemeinde bekannter gemacht wird. So haben wir in einem Jahr verschiedenen Kanons mit der Gemeinde kennen gelernt, oder wie in 2009 uns mit dem Monatslied an der von der EKD veranstalteten Reihe unter dem Titel "beten09" beteiligt. Für das Jahr 2010 wird versucht mit dem Monatslied an die Gruppierungen in unserer Gemeinde zu knüpfen und so den einzelnen Gruppen die Möglichkeit gegeben sich in der Gemeinde einen Monat verstärkt ins Bewusstsein zu rufen. Für den Monat März habe ich als Gruppierung die Bibliodramagruppe bzw. den Bibelkreis gewählt. Das Monatslied ist das Lied "Gott ist gegenwärtig", welches im EG unter der Nummer 165 steht.

Texter Gerhard Tersteegen 1727

Evangelischer Gedenktag: 3.April, sein Name bedeutet: der Speerstarke, geboren am 25. November 1697 in Moers, gestorben am 3. April 1769 in Mülheim an der Ruhr – wurde er als siebtes von acht Kindern in einem von reformierter Frömmigkeit geprägtem Elternhaus geboren. Damals war die Erinnerung an die schrecklichen Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges noch lebendig. Als zwei Jahre nach seiner Geburt der Spanische Erbfolgekrieg begann, kam von neuem Morden und Sterben über die Völker in Europa. Wenn er immer wieder dazu riet, "der Bilder alle zu vergessen", hatte er gewiss diese Situation vor Augen: seine Absage an die Welt war wohl zuerst eine Absage an die Welt des Krieges. Als er sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Er besuchte die Lateinschule, der Unterricht bestand aus Griechisch, Hebräisch, Latein und täglich vier Stunden Katechismuskunde; aus finanziellen Gründen war dem begabten Jungen ein Studium nicht möglich. Als Sechzehnjähriger ging er nach Mülheim zu seinem ebenso erfolgreichen wie brutalen Schwager in die Kaufmannslehre, versuchte dann zwei Jahre lang ein eigenes Geschäft zu betreiben. Er machte die Bekanntschaft Erweckter, die ihm Schriften der Mystiker nahebrachten, auch die von Thomas von Kempen. Er war davon so beeindruckt, dass er das Gelesene ins Deutsche übersetzte. Er und sein Mitarbeiter arbeiteten von morgens 6 bis 11 Uhr, "hierauf sonderten sie sich ein Stündchen ab, um dem Gebet zu obliegen", von 13 bis 18 Uhr setzten sie die Arbeit fort und verwendeten "abermals ein Stündchen" zur Absonderung und zum Gebet. 1719 stieg er aus dem ungeliebten Beruf als Kaufmann aus und wurde Seidenbandweber - ein Hungerleiderberuf mit viel Arbeit in verkrümmter Haltung vor dem Webstuhl. Er lebte nun zurückgezogen und Ärmlich, hatte aber endlich Zeit, sich mit seinen geliebten Büchern zu beschäftigen. Am Gründonnerstag 1724 hatte er sein Bekehrungserlebnis, das seine "dunklen Jahre" beendete. Mit seinem eigenen Blut hielt er seine "Verschreibung" fest: "Meinem Jesus! Ich verschreibe mich dir, meinem einzigen Heiland ... zu deinem völligen und ewigen Eigentum. Ich entsage von Herzen allem Recht und aller Macht über mich selbst. Von diesem Abend an sei dir mein Herz und meine ganze Liebe auf ewig zum schuldigen Dank ergeben und aufgeopfert. ... Befehle, herrsche und regiere in mir!" Mit 31 Jahren machte er mit seiner bürgerlichen Existenz endgültig Schluss; er gab seinen Beruf auf, lebte Äußerst bescheiden in einer einfachen Hütte und wirkte als Prediger in der protestantischen Erweckungsbewegung. Er legte in Scheunen und Schuppen die Bibel aus; in seinem ganzen Leben stieg er nur einmal auf eine Kanzel, denn den Pastoren der Evangelischen Landeskirche war der seltsame Wanderprediger unheimlich: sie beschwerten sich bei der Kirchenleitung über ihn und wollten ihn loswerden, aber das Konsistorium hatte an seiner Lehre nichts auszusetzen. Abends studierte und übersetzte er nun erbauliche Bücher, schrieb 24 Biografien von großen Christen, die allesamt katholisch waren, darunter von Franziskus von Assisi und Teresa von Ávila. Im "Kurzen Bericht von der Mystik" erfahren wir, wie wir uns sein Leben vorstellen können: "Mystiker reden wenig, sie tun und sie leiden vieles, sie verleugnen alles, sie beten ohne Unterlass, der geheime Umgang mit Gott ist ihr ganzes Geheimnis." Er besuchte auf vielen Reisen die Menschen, und wurde zu Hause in seiner "Pilgerhütte" von ihnen besucht; oft war er von mehr als dreißig bekümmerten Seelen auf einmal umringt. Er ermutigte Zweifelnde, stärkte Zaghafte, gab Nahrungsmittel, die man ihm schenkte, an Arme weiter, wirkte als Laienarzt und verteilte an Bedürftige Heilmittel, die er eigens mixte. 1729 veröffentlichte er unter dem Titel "Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen" Lieder, die zum Teil noch heute Gemeingut in evangelischen Gemeinden sind; 111 von ihm gedichtete geistliche Lieder sind uns überliefert. Seine Schriften wurden weit verbreitet. Russische Soldaten haben 1812 am Niederrhein nach seinem Grab gefragt, denn sein Gedicht "Ich bete an die Macht der Liebe" hat durch die Vertonung eines russischen Komponisten die Menschen dort ergriffen - schon bevor Friedrich Wilhelm III. es zum "Abendgebet des preußischen Heeres" machte und es zum großen Zapfenstreich deutscher Soldaten wurde.

Bibliodrama

Die Methode des Bibliodramas besteht nicht darin, biblische Szenen vor einem Publikum aufzuführen - obwohl der Begriff das vielleicht nahe legt. Vielmehr geht es darum, dass die Teilnehmer durch Identifikation mit einer biblischen Rolle mit sich selbst und mit der aufdeckenden, heilenden und wegweisenden Dynamik des Wortes Gottes in Berührung kommen. Das Ziel ist also vielmehr ein inneres Erleben als eine äußere Darstellung.
Entstehungssituation:Gewissermaßen als Gegenbewegung zur nüchternen historisch-kritischen Exegese und zu all den Vermittlungswegen, bei denen in Vorträgen Ergebnisse dargeboten werden, ist vor 20 bis 30 Jahren an mehreren Orten der Welt gleichzeitig das Bedürfnis nach intensiver, erfahrbarer Begegnung mit der biblischen Botschaft erwacht. Unter der Bezeichnung "Bibliodrama" entwickelte sich ein prozesshafter und ganzheitlicher Zugang zur Bibel, der allerdings je nach Entstehungshintergrund und angewandter Methodik sehr unterschiedlich ausfiel. Grundsätzlich verläuft Bibliodrama in den vielen unterschiedlichen Ansätzen und Schulen so, dass sich eine Gruppe im szenischen Gestalten in biblische Texte einzufühlen versucht und sich auf ein In-Beziehung-Setzen zwischen der eigenen Wirklichkeit und der im Text geschilderten einlässt. Wichtig hierbei ist das Element der Identifikation: Jeder Teilnehmer lebt sich in eine biblische Rolle ein - sei sie personal oder apersonal. Die vom überlieferten Text vorgegebenen Rollen erschließen ihm einen Raum, in dem der Teilnehmer sich selbst entdecken, in dem er zum Urheber des Wortes wie auch zu den mitspielenden Teilnehmern in Beziehung treten kann. Überlieferung und aktuelle Situation interpretieren sich gegenseitig. Im Bibliodrama treten Schrifttext und "Lebenstext" der Gruppe in eine fruchtbare Spannung zueinander und in gegenseitigen Dialog. Dabei arbeiten die verschiedenen Ausrichtungen von Bibliodrama mit recht unterschiedlichen Techniken. Allgemein aber kann gesagt werden, dass Bibliodrama nicht nur eine Methode der Bibelarbeit ist, sondern auch eine Methode von Seelsorge darstellt. Es wird den Fragen nachgegangen: Wo ist deine Sehnsucht nach erfülltem Leben, und wo ist deine Angst, die dich bremst? Wie kannst du deine Sehnsucht nach reicherem Leben im Raum der Botschaft Gottes entdecken? Wo hindern dich dabei Ängste oder dein Schatten?
Zweck:In der Identifikation mit biblischem Geschehen, den Personen, Bildern und Symbolen geht es darum, die darin angesprochenen menschlichen Grunderfahrungen - handelnd zu ergründen und ähnliche Erfahrungen bewusst werden zu lassen oder neu zu entdecken; - als Herausforderung zu begreifen, sie zu entdecken oder zu wecken; - mit den eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen zu konfrontieren und dadurch den eigenen Lebens- und Glaubensprozess zu fördern. Aufgabe der Leitungsperson ist es, immer neu den Ausgleich zwischen den drei Polen Bibeltext - Gruppe - Individuum zu schaffen.

Der Verlauf eines Bibliodramas
Vertrautwerden Der ausgewählte Bibeltext wird ein oder zweimal vorgelesen.
Suche nach den Rollen im Text: Wer oder was spielt eine Rolle?
Möglichkeiten, Fragen zum Text zu stellen.
Austausch über die Wahrnehmungen am Text.
Bibliodrama-Spiel Beginn des Bibliodrama-Spiels
a. Der Leiter führt bei jedem Teilnehmer ein Erstinterview durch.
b. Überleitung zum interaktiven Spiel.
c. Der Leiter setzt das Spielende und fordert die Teilnehmer auf, aus der Rolle auszusteigen.
Auswertung Anhand mehrer Fragen werden die Teilnehmer zu einer Reflexion des Erlebten eingeladen. In der emotionalen Auswertung geht es um die Rückbindung der Lebenssituation an die gewählte Rolle, des Spiels an die eigene Lebenssituation und an die Heilige Schrift.