EG - Nummer 6 0 3 - "Nun werde still, du kleine Schar..."

 

"Beten 09" - das klingt zwar ein bisschen wie der Name eines frommen Fussballvereins, aber tatsächlich geht es nicht um 90 Minuten Sport, sondern um ein ganzes Kirchenjahr rund um das Beten. "Beten ist Erwartung an Gott im Vertrauen auf sein Eingreifen. Gebet rechnet mit einem unverfügbaren Plus, das zuerst die Betenden verändert." Gemeinsam mit dem Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland haben sieben weitere Männer und Frauen aus Einrichtungen der rheinischen Kirche und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal den Anstoss gegeben. Ihr Ziel: Menschen und Gemeinden zu gewinnen, die im neuen Kirchenjahr, das am 1. Advent 2008 beginnt, dem Gebet ein Jahr lang einen besonderen Raum in ihrem Alltag und im Leben der Gemeinde zu geben. Unter der E-Mail-Adresse fuerbitte@beten09.de können Menschen ab Dezember 2008 Gebetsanliegen weitergeben, für die dann Gemeinden die Patenschaft übernehmen und diese Fürbitten zu ihrer Sache machen.
Für jeden Monat des Jahres ist ein eigenes Leitthema ausgewählt worden. Unter dieses Thema wollen wir in Hangelar auch das Monatslied stellen.
Für den aktuellen Monat lautet das beten09-Thema: "sich Gott hinhalten"
Das Monatslied zum Thema "sich Gott hinhalten" steht unter der Nummer 603 im EG und lautet:"Nun werde still, du kleine Schar..."

Gedanken von Klara von Assisi

Für Klara war das Leben in selbst gewählter Armut der einzige Weg, Christus nachzufolgen. "Nackt dem nackten Christus folgen.", das ist auch heute noch die Maxime aller franziskanisch-klarianischen Gemeinschaften. Christus hat sich selbst als Sohn Gottes mit seiner Menschwerdung in die Armut menschlicher Existenz begeben, hat diese in all ihren Facetten durchlebt und schließlich alle Menschen durch seinen schmählichen Tod am Kreuz erlöst. Durch ihre Liebe zur Armut hat Klara mit Jesus Christus den wahren Reichtum in ihrem Leben gefunden. Dabei ist hier nicht nur die körperliche Armut gemeint, sondern auch die geistige. Klara hat erkannt, dass ihre Schwächen und Fehler sie an der Beziehung zu Gott hindern. Sie macht sich arm vor Gott, indem sie ihre Unvollkommenheit anerkennt und sie dem Herrn hinhält, damit er sie davon heile. So ist die materielle Armut sozusagen das Tuch, das den Spiegel der Gottes- und der Selbsterkenntnis, der Jesus Christus ist, immer wieder sauberzuwischen vermag, so dass sich der Mensch darin ungestört betrachten kann und sich Gott hinhalten kann. Zum anderen hat sich Klara durch ihr eigenes beschwerliches, karges Leben im Kloster mit den Armen ihrer Zeit solidarisiert, deren Armut eben nicht frei gewählt war, sondern in die sie meist hineingeboren wurden. Somit hat sie durch ihr Leben auch auf Missstände ihrer Zeit aufmerksam gemacht. In einer Zeit, in der sich viele mit möglichst vielen Privilegien in der Kirche absichern wollten, bestand Klara auf ein einziges Privileg, nämlich mitsamt ihrer Gemeinschaft arm sein zu dürfen, also weder persönliches, noch gemeinschaftliches Eigentum besitzen zu müssen, ein Privileg, das heute noch gilt. Die selbstgewählte Armut ist trotz aller Anstrengung nicht wirklich vergleichbar mit der Armut der ins Elend hineingeborenen Menschen. Aber die selbstgewählte Armut hilft, sich in die Lage armer Menschen besser hinein zu versetzen. Klarianische Spiritualität heute: Sich fragen, ob ich wirklich all die Dinge brauche, die mein Herz begehrt, oder ob meine Sehnsüchte und Sinnfragen nicht ganz woanders beziehungsweise von jemand anderem beantwortet werden müssten; bin ich noch in Beziehung zu Gott, oder verdecken andere, vermeintlich wichtige Dinge die nötige Beziehungspflege? Welche Verhaltensweisen an mir verstellen mir den Weg zu Gott und zu meinen Mitmenschen? Traue ich mich, sie Christus hinzuhalten?

Textdichter: Heinrich Vogel

Heinrich Vogel, geboren am 9. April 1902 in Pröttlin, Kreis Prignitz; gestorben am 26. Dezember 1989 in Berlin, war ein evangelischer Theologe, Dichter geistlicher Texte und Lieder sowie Komponist zahlreicher Motetten und Kammermusiken.
Nach dem Abitur am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin studierte Heinrich Vogel in Berlin und Jena Theologie. Im Jahre 1927 wurde er Pfarrer in Oderberg (Mark), und 1932 übernahm er die Pfarrstelle in Dobbrikow bei Potsdam. Schon bald nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Vogel Mitglied der Bekennenden Kirche und deren Synodaler in der Reichs- und Preußischen Synode. Kompromisslos kämpfte er gegen die Deutschen Christen und engagierte sich im Widerstand gegen den NS-Staat. 1935 wurde er Dozent an der (illegalen) Hochschule der Bekennenden Kirche in Berlin und war von 1937 bis 1941 deren Leiter. In diesen Jahren war er mehrfach in Haft, und erhielt 1941 Schreibverbot durch die Nationalsozialisten. 1946 wurde Vogel Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Berlin (West) und 1948 gleichzeitig Professor für Systematische Theologie an der Humboldt-Universität in Berlin (Ost). Im Jahre 1947 erhielt Vogel die Ehrendoktorwürde der Universität Göttingen. Die DDR-Regierung zeichnete ihn als Antifaschisten aus, und die Bundesrepublik ehrte ihn 1973 mit dem Großkreuz des Bundesverdienstordens. Heinrich Vogel war in der Nachkriegszeit lange Jahre Mitglied der Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche der Union (EKU). Er war Mitbegründer der Christlichen Friedenskonferenz (CFK). Heinrich Vogel war ein einflussreicher akademischer Lehrer und viel beachteter Publizist. Seine Erfahrungen in der NS-Zeit begründeten sein Engagement als Grenzgänger zwischen West und Ost. In solchem Spannungsfeld kam es unvermeidlich zu kirchenpolitischen Gegensätzen zu den Verantwortlichen der Kirchen beiderseits des Eisernen Vorhangs. Der Gedanke "die Atheisten tot zu lieben" war nicht nur ein loser Spruch, sondern Lebensmotiv Heinrich Vogels.
Heinrich Vogel vertrat eine "christozentrische Worttheologie", die in Lob und Lied einmündete. Dem geben zahlreiche geistliche Texte Ausdruck, die sich zum Teil als Lieder im Evangelischen Gesangbuch (EG) finden: Das ist mir lieb, dass du mich hörst (Nr. 292), Gott ruft dich, priesterliche Schar (Hessen-EG Nr. 587), Nun werde still, du kleine Schar (West-EG Nr. 603) u.a. Zudem schrieb er noch mehrere Weihnachts- und Adventslieder wie z. B. "Geht ein Kind im tiefen Schnee". Im Jahre 1967 wurde Vogel emeritiert. Seine Lehrtätigkeit an der Kirchlichen Hochschule behielt er noch weiterhin bei, bis er 1989 im Alter von 87 Jahren starb.

Komponist: Adam Krieger

Adam Krieger, geboren am 7. Januar 1634 in Driesen; gestorben am 30. Juni 1666 in Dresden, war ein deutscher Komponist und Kirchenmusiker. Seine Ausbildung erhielt Krieger zunächst bei Samuel Scheidt in Halle und setzte diese ab 1650 in Leipzig fort. 1655 übernahm er die Stelle als Organist an der Leipziger Nikolaikirche, die zuvor Johann Rosenmüller innehatte. Den Schwerpunkt seines Wirkens setzte er in der figuralen Musik. Auf Krieger geht die Gründung eines Collegium musicum in Leipzig zurück. Im Jahre 1657 rief ihn Kurfürst Johann Georg II. an den sächsischen Hof. Dort gab Krieger der Tochter des Kurfürsten Unterricht am Clavichord. 1658 erfolgte seine Berufung zum Hoforganisten.
Krieger komponierte und dichtete zahlreiche Lieder, 1657 erschien seine erste Liedersammlung. Kennzeichen seiner Werke waren einfache volksliedhafte Melodien. Sein bekanntestes Lied ist Nun sich der Tag geendet hat, es ist in den Gesangbüchern der evangelischen Kirchen zu finden.