"Beten 09" - das klingt zwar ein bisschen wie der Name eines frommen Fussballvereins, aber tatsächlich geht es
nicht um 90 Minuten Sport, sondern um ein ganzes Kirchenjahr rund um das Beten. "Beten ist Erwartung an Gott im Vertrauen auf sein Eingreifen. Gebet rechnet
mit einem unverfügbaren Plus, das zuerst die Betenden verändert." Gemeinsam mit dem Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen
Kirche im Rheinland haben sieben weitere Männer und Frauen aus Einrichtungen der rheinischen Kirche und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in
Wuppertal den Anstoss gegeben. Ihr Ziel: Menschen und Gemeinden zu gewinnen, die im neuen Kirchenjahr, das am 1. Advent 2008 beginnt, dem Gebet ein Jahr lang
einen besonderen Raum in ihrem Alltag und im Leben der Gemeinde zu geben. Unter der E-Mail-Adresse fuerbitte@beten09.de können Menschen ab Dezember 2008
Gebetsanliegen weitergeben, für die dann Gemeinden die Patenschaft übernehmen und diese Fürbitten zu ihrer Sache machen.
Für jeden Monat des Jahres ist ein eigenes Leitthema ausgewählt worden. Unter dieses Thema wollen wir in Hangelar auch das
Monatslied stellen.
Für den Monat Juli lautet das beten09-Thema: "im Gebet Kraft sammeln",
für den Monat August lautet das beten09-Thema: "unerhört beten
Gleichzeitig wird in den Monaten Juli/August eine Proedigreihe zum Thema "Vater unser" bei uns abgehalten.
Anknüpfend an die Predigtreihe steht das Monatslied unter der Nummer 344 im EG und lautet:"Vater unser".
Vaterunser
Das Vaterunser ist das bekannteste Gebet des Christentums und das einzige, das
Jesus von Nazaret selbst nach dem Neuen Testament (NT) seine Jünger zu beten
gelehrt hat. Es wird von Christen fast aller Kirchen und Konfessionen sowohl im
Gottesdienst als auch privat gebetet. Das Vaterunser erscheint im NT in zwei
leicht verschiedenen Versionen, je einmal im Matthäusevangelium (Mt 6,9–13 EU)
und im Lukasevangelium (Lk 11,2ff EU). Sie werden beide als "Lehre" (griech.
didaskale, hebr. tora) Jesu eingeführt, ihr Wortlaut wird also direkt auf ihn
selbst zurückgeführt. Beide Fassungen stellen das Vaterunser in einen
Zusammenhang mit anderen damaligen Gebetstraditionen des Judentums wie der
nichtjüdischen Umwelt. Sie beginnen mit der Anrede Gottes als Vater im Himmel
und lassen darauf zwei unterschiedliche Reihen folgen: Satz 2–4 (Dein...) sind
auf Gott, seinen Eigennamen und Eigenwillen bezogen, Satz 5–7 (Unser...) bitten
nachgeordnet um die täglichen Grundbedürfnisse für das Kollektiv der Nachfolger
bzw. der Gemeinde Jesu Christi. Diese sind ihrerseits nochmals in leibliche
(Brot) und geistliche (Vergebung, Erlösung) Gaben unterteilt. So sind auch
diese auf das für das Menschsein Notwendige bezogenen Bitten nicht individuell
formuliert, sondern stehen im Rahmen dessen, was von Gott für die ganze Welt
und alle Menschen (wie im Himmel, so auf Erden) erhofft und erbeten wird.
Liturgische Traditionen
Das Vaterunser basiert auf jüdischen Gebetstraditionen, die damals bereits
jahrhundertelang im Tanach überliefert worden waren. Es ähnelt vor allem dem
Kaddisch, besonders im ersten Teil in Bezug auf die Heiligung des Namens und
der Verwirklichung von Gottes Herrschaft, und dem Achtzehnbittengebet Schmone
Esreh, besonders im zweiten Teil in Bezug auf die Dinge des täglichen Lebens.
Es gehört in den synoptischen Evangelien zu den Texten, die die
historisch-kritische NT-Forschung der vermuteten Logienquelle zuweist. Deren
älteste, anfangs mündlich überlieferten und von der Situation missionierender
Wanderbettler geprägten Texte werden auf Christen zurückgeführt, die Jesus zu
Lebzeiten begegnet sein können. Ihre Überlieferung erhielt früh einen festen
Platz in der urchristlichen Gottesdienstliturgie, besonders im Kontext des
Abendmahls. Dort galt das Vaterunser spätestens seit 90 als das heiligste
Gebet; Katechumenen durften es noch nicht beten. Nach alten Texten wie der
Didache sollten Christen es auch privat dreimal am Tag beten.
Außerdem bildete das Vaterunser mit dem Credo zusammen die Stücke, die jeder getaufte
Christ lernen und wissen sollte. Die Kapitularien Karls des Großen ordneten an,
dass jeder Christ es auswendig hersagen können sollte. Wer dies nicht
vermochte, sollte nicht als Pate (Taufzeuge) zugelassen werden.
In der katholischen Kirche ist das Vaterunser zentraler Bestandteil des
Rosenkranzgebets. Es wird außerdem in jeder Heiligen Messe gebetet, wobei die
Doxologie in der Regel nicht unmittelbar an die letzte Zeile des Vater unser
folgt. Im lutherischen Katechismus bildet es das dritte Hauptstück.
Musikalische Formen
Das Vaterunser wurde in der Christentumsgeschichte und der profanen Musikgeschichte
oft und auf verschiedene Weisen musikalisch vertont. Im kirchlichen Rahmen
werden u.a. folgende Kompositionen verwendet:
- Gregorianischer Choral, EG 186, entstanden um 590
- Vater unser in dem Himmel, EG 187, Frankfurt am Main 1567, einstimmig, lutherisch
- Vaterunser nach Missale Romanum, EG 659, lutherische Agende I
- Vaterunser als liturgischer Wechselgesang: EG 783.8
- Vater unser im Himmelreich: Melodie nach dem Tischsegen des Mönchs von Salzburg 1396, Text von Martin Luther 1539, EG 344
- Vater unser, der du bist im Himmel: Neues Geistliches Lied von Ernst Arfken 1958, nach einem westindischen Calypso, EG 188
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