EG – Nummer 6 4 7 - "Alles ist eitel ..."

 

Textgrundlage: Prediger 1

 

1.       Dies sind die Reden des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs zu Jerusalem.

2.       Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.

3.       Was hat der Mensch für Gewinn von aller seiner Mühe, die er hat unter der Sonne?

4.       Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt ewiglich.

5.       Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, daß sie wieder daselbst aufgehe.

6.       Der Wind geht gen Mittag und kommt herum zur Mitternacht und wieder herum an den Ort, da er anfing.

7.       Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller; an den Ort, da sie her fließen, fließen sie wieder hin.

8.       Es sind alle Dinge so voll Mühe, daß es niemand ausreden kann. Das Auge sieht sich nimmer satt, und das Ohr hört sich nimmer satt.

9.       Was ist's, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist's, das man getan hat? Eben das man hernach tun wird; und geschieht nichts Neues unter der Sonne.

10.   Geschieht auch etwas, davon man sagen möchte: Siehe, das ist neu? Es ist zuvor auch geschehen in den langen Zeiten, die vor uns gewesen sind.

11.   Man gedenkt nicht derer, die zuvor gewesen sind; also auch derer, so hernach kommen, wird man nicht gedenken bei denen, die darnach sein werden.

12.   Ich, der Prediger, war König zu Jerusalem

13.   und richtete mein Herz zu suchen und zu forschen weislich alles, was man unter dem Himmel tut. Solche unselige Mühe hat Gott den Menschenkindern gegeben, daß sie sich darin müssen quälen.

14.   Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht; und siehe, es war alles eitel und Haschen nach dem Wind.

15.   Krumm kann nicht schlicht

16.   Ich sprach in meinem Herzen: Siehe, ich bin herrlich geworden und habe mehr Weisheit denn alle, die vor mir gewesen sind zu Jerusalem, und mein Herz hat viel gelernt und erfahren.

17.   Und richtete auch mein Herz darauf, daß ich erkennte Weisheit und erkennte Tollheit und Torheit. Ich ward aber gewahr, daß solches auch Mühe um Wind ist.

18.   Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämens; und wer viel lernt, der muß viel leiden.

 


 

Gedanken zum Lied:

 

Kirchenrat Hermann Preiser, Bayreuth griff in einer Silvesterpredigt das Lied folgendermaßen auf:

 

Die Jugend unserer Kirche singt gern den Kanon: "Alles ist eitel, du aber bleibst, und wen du ins Buch des Lebens schreibst." Alles Leben ist eitel, sinnlos, leer, wenn es die Verbindung mit dem lebendigen Gott und seinem Wort verliert. Der Versuch des Menschen, ohne Gott und ohne das Hören seines Wortes zu leben, ist selbstmörderisch. Der Versuch des Menschen, ohne Gott und sein Wort zu leben, hat tausend verschiedene Spielarten, religiöse und unreligiöse. Aber glückt der Versuch? Frag doch einmal die Menschen in deinem Haus, in deinem Betrieb oder in deiner Gesell­schaft: Aus was leben sie eigentlich und wozu leben sie eigentlich und wie leben sie eigentlich? Wenn man sie fragt: "Wie geht es Ihnen?" dann sagen die Allerwenigsten: "Danke, sehr gut." Die meisten antworten bloß: "Danke", oder sie sagen: "Man lebt halt." Und wenn man in die Augen der Antwortenden schaut, dann sieht man oft soviel Bitterkeit, Unzufriedenheit, Nichtglücklichsein.

 

Glückt das Experiment des Lebens ohne Gott? Wir wissen aus der Geschichte, daß der römische Kaiser Julian, später genannt Apostata, d.h. der Abtrünnige, den Versuch gemacht hatte, den Glauben an Christus wieder abzuschaffen und den Glauben an die alten heidnischen Götter wieder einzuführen. Er starb, einen Perserpfeil in der Brust, mit den Worten: "Nun hast du doch gesiegt, Galiläer."

 

Glückte das Experiment des Unglaubens bei Hitler, bei Stalin? - Jemand, der kürzlich aus der Sowjetunion zurückkehrte, die er lange bereist hatte, sagte mir: "Ich fand fast nirgends frohe und freie Menschen, nur an den Orten, wo eine lebendige Christen­gemeinde war." Oder ich erinnere an das Wort des Reporters einer illustrierten Zeitung unserer Tage, der die Vergnügungsstätten auf der Reeperbahn in Hamburg besuchte, eine um die andere, und dann die Sätze niederschrieb: Noch niemals habe ich so viele verbitterte, resignierte, unglückliche, verzweifelte Gesichter gesehen, wie an diesen sogenannten "Ankerplätzen der Freude".

 

Meine liebe Gemeinde, die Parole des Unglaubens und der Gottlosigkeit mag sich noch so modern, so aufgeklärt und noch so lautstark gebärden. Früher oder später wird sie sich als un­begreiflich dumm erweisen. Und darum geht durch die ganze Bibel der leidenschaftliche Ruf Gottes gegen diesen selbst­mörderischen Versuch, ohne sein Wort zu leben. "Hört mir zu!" sagt hier der Prophet im Auftrage Gottes. Das heißt doch: Gott ist nicht stumm. Wann wird das dumme Geschwätz endlich einmal aufhören, das da sagt: Gott schweigt, von Gott kommt kein Laut. - Das ist doch Lüge! Gott ist nicht stumm. Der lebendige Gott spricht. Aber man kann seine Worte überhören, übertönen, verscheuchen. "Hört mir zu!" spricht der Herr. Ohne das Hören auf die Stimme Gottes bleibt das Leben sinnlos und ziellos, wird unbrauchbare Schlacke. Mit dem Hören auf das Wort Gottes fängt das Leben überhaupt erst an, wird sinnerfüllt, bekommt ein Ziel.