Entstehung des Liedes
Als Otmar Schulz 1975 das englische Lied "O come, o come Emmanuel" zum Lied "O komm, o komm, du Morgenstern" (EG Nr. 19) umarbeitete, war damit von dem Ursprung dieses Liedes nicht mehr viel zu erkennen. Dieser findet sich als Stundengebet in der lateinischen Liturgie, im Brevarium Romanum. In der zweiten Hälfte der Adventszeit, also ab dem 17. Dezember bis zum 23. Dezember, war es üblich, dem abendlichen Magnificat, dem Lobgesang der Maria, noch eine Lobpreisung auf den Sohn Gottes zuzufügen. Dafür wurden die sieben Umschreibungen Jesu verwendet, welche die Propheten in der Bibel gebrauchten: Weisheit (sapientia), Herr (adonai), Wurzel Isai (radix jesse), Schlüssel Davids (clavis david), aufgehende Sonne (oriens), König der Völker (rex gentium) und Emmanuel (das bedeutet: Gott mit uns). Im zwölften Jahrhundert machte ein unbekannter Dichter aus dem Stundengebet den Hymnus "Veni, veni, Emmanuel". Dabei kehrte dieser Dichter die Reihenfolge der sieben Messiastitel um. Er folgte damit einer Leidenschaft des Mittelalters, welche in jedem Detail das Wesen des ganzen wiederzufinden suchte: Die Anfangsbuchstaben der Messiastitel ergeben in umgekehrter Reihenfolge (man lese noch einmal weiter oben die fettgedruckten Buchstaben rückwärts) "Ero cras". Das bedeutet: "Morgen werde ich sein". Etwas, das man Jesus in den Tagen vor seiner Geburt durchaus in den Mund legen könnte. Im Laufe der Geschichte sind von den sieben Messiastiteln dieses Liedes nur noch drei übrig geblieben, und Otmar Schulz schwächte "Emmanuel" zu dem wohl allgemein verständlicheren "Morgenstern" ab. Der Kehrvers "gaude, gaude, Emmanuel nascetur pro te Israel" (Freue dich, freue dich, Emmanuel wird für dich, Israel, geboren) ist ursprünglich für den dritten Adventssonntag gedacht, den man damals "Gaudete" (Freuet euch) nannte, nach Phil 4,4: "Freuet euch in dem Herren allewege". (Heute das Eingangswort zum vierten Advent.) In seiner "modernen" Fassung ist der Kehrvers stark verallgemeinert: Freut euch, freut euch, der Herr ist nah, freut euch und singt Halleluja. In diesem Sinne ist Lied 19 ein Kind der 70er Jahre, um so reizvoller ist es, auf seine lange und sehr durchdachte Geschichte zurückzublicken. Die Musik wurde im 19. Jahrhundert von Thomas Helmore notiert, sie beruht auf einem gregorianischen Kyrie. Ihr archaischer Charakter äußert sich in der verwendeten Kirchentonart äolisch.
Der Texter der deutschen Fassung
Pastor Otmar Schulz, 1938 in Brandenburg an der Havel geboren, ist als Theologe und Journalist seit 1995 für diesen Arbeitsbereich zuständig. Vor seiner Tätigkeit in Hannover hat er neun Jahre als Studienleiter an der Evangelischen Akademie Arnoldshain/Ts. gearbeitet und war anschließend 16 Jahre lang als Direktor des Evangelischen Informationszentrums Kurhessen-Waldeck sowie als Hörfunk- und Fernsehbeauftragter jener Landeskirche für deren publizistische Arbeit verantwortlich. Zahlreiche Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften, in Hörfunk und Fernsehen haben ihn als Publizisten bekannt gemacht. Otmar Schulz ist mit der Pastorin Elke Drewes-Schulz verheiratet. Fünf erwachsene Kinder gehören zur Familie. Pastor Otmar Schulz, hat 1988 seine Tätigkeit in der publizistischen Aus- und Fortbildung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt.
Die Texter des englischen Originals
Henry Sloane Coffin, presbyterianischer Theologe, geboren am 5.1.1877 in New York, gestorben am 25.11. 1954 in Lakeville (Connecticut). - Coffin studierte in Yale, Edinburgh, Marburg und New York und war 1905-26 Pfarrer in New York, von 1904 bis zu seinem Tod Professor für Praktische Theologie am Union Theological seminary in New York und 1926-45 dessen Präsident. Führer des liberalen Flügels der presbyterianischen Kirche Amerikas und 1943-44 ihr Moderator. Bekannt ist Coffin als einer der bedeutendsten Kirchenführer seiner Zeit.
John Mason Neal, geboren 1818 in London, war Pfarrer der anglikanischen Kirche. Seit 1846 war er Vorsteher eines College in East Grinstead. Bekannt wurde er durch seine Übersetzungen von griechischen und lateinischen Hymnen, wie den "O-Antiphonen", ins Englische. Er start 1866 in Grinstead.
Das englische East Grinstead hat ca. 25 000 Einwohner und liegt in Südwestengland, in West Sussex, an der A 264 zwischen Crawley im Westen und Tunbridge Wells im Osten. Zum Flughafen London Gatwick braucht man nur eine halbe Stunde mit dem Auto. Dagegen liegen zwischen Mindelheim und East Grinstead lange 1000 Kilometer. Die Partnerschaft zwischen beiden Städten besteht seit 1994. Der besondere Reiz des historischen Stadtkerns East Grinsteads liegt an den alten, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Fachwerkhäusern. Nebeneinander stehen mehrere Häuser und so ergibt sich eine sozusagen historische Häuserzeile. Spätere Wohnbauten (aus dem 15., 16.,18. und beginnenden 19 Jh.) ergänzen das Straßenbild. Unter ihnen fällt das Cromwell-Haus von 1599 auf, da es die übrigen Häuser an Länge bei weitem überragt. Dadurch ist es ein Orientierungspunkt, der von allen Himmelsrichtungen das Bild der historischen Gebäude in der Stadt bestimmt. Grüne Inseln und kleine Parkanlagen, in denen man ausruhen und die Farbenpracht des Blumenschmucks auf sich wirken lassen kann, lockern den Eindruck des geschäftigen und eiligen Städtchens auf. Wer es aber neugierig und konsumfreudig erobern will, bummelt durch die vielen, teilweise alteingesessenen Läden und durchstöbert das Warensortiment. Für manche Besucher wird auch die Pfarrkirche, die dem Hl. Swithun (Bischof von Winchester, 852-862) geweiht ist, besuchen. Der Ursprungsbau stammt aus den Jahren um 1100, wurde aber über die Jahrhunderte immer wieder ergänzt und erneuert. Die baulichen Eingriffe des beginnende 19. Jh. haben die letzten großen Spuren hinterlassen. In der näheren Umgebung hat man mit dem Weir Wood Reservoir 1951 ein Naherholungsgebiet geschaffen, in dem man den verschiedensten Freizeitaktivitäten nachgehen kann: Schwimmen, Bootfahren, Fischen, Campen, Wandern etc. Wem das noch nicht genug ist, kann sich auch noch im Ashdown Forest auf ausgedehnte Wanderungen begeben. Für Liebhaber historischer, technischer Errungenschaften bietet Englands älteste Dampfeisenbahnlinie, der "Bluebell Railway", der 1959 eröffnet wurde, größte Attraktivität. Früher führte die Strecke von East Grinstead nach Lewes, heute nur noch von Sheffield Park nach Kingscote und Sie können sich durch diesen Streckenabschnitt mit einer Dampflok ziehen lassen.
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